Spock's Beard
Bereits mit ihrem Debütalbum 'The Light' gelang der kalifornischen Band 1995 der internationale 'Durchbruch' - wenn man im Progressive Rock-Bereich überhaupt von so etwas sprechen kann. Der Bekanntheitsgrad tendiert bei Nicht-Prog-Kennern nämlich nach wie vor gegen Null. Davon sollte man sich jedoch nicht abschrecken lassen. Der eher überschaubare Fankreis hat durchaus auch Vorteile: so gehört der Plausch mit den Fans nach Konzerten schon zum festen Programm. Gelegentlich wird man sogar wiedererkannt - ein Gefühl, dass Madonna- oder Michael Jackson-Fans kaum kennen dürften. :-)
Die Bandgeschichte wurde in den ersten Jahren hauptsächlich von Neal Morse geprägt, der nicht nur fast alle Songs schrieb, sondern auch die Vocals, sowie einige Keyboard- und Gitarrenparts übernahm. In den Jahren 1995-2003 wurden so sechs herausragende Progrock-Alben eingespielt: 'The Light', 'Beware Of Darkness', 'The Kindness Of Strangers', 'Day For Night', 'V' und 'Snow'. Spock's Beard wurde so zum Vorreiter des Comebacks der progressiven Rockmusik, die ihre erste Blüte in den 70er Jahren erlebt hatte, in denen Alben wie Yes' 'Close To The Edge' oder Genesis' 'The Lamb Lies Down On Broadway' erschienen waren. An diesen Vorbildern orientiert sich auch die Musik der "Bärte", die sich durch komplexe Songstrukturen, schöne Harmonien und einer Portion guter Laune auszeichnet. Das Debütwerk, 'Kindness Of Strangers' und 'Snow' ragen vielleicht noch am ehesten aus der Reihe von Spock's Beard Klassikern heraus.
Nach Veröffentlichung von 'Snow', dem ersten Konzeptalbum der Band, gab Neal Morse 2003 aus religiösen Gründen seinen Ausstieg bei Spock's Beard und Transatlantic bekannt. Fortan gingen er und die übrigen Bandmitglieder musikalisch getrennte Wege: Morse veröffentlichte einige christliche Alben, bei Spock's Beard verteilte man die vakanten Positionen auf die übrigen Mitglieder und machte ebenfalls weiter. Neuer Frontman wurde Schlagzeuger Nick D'Virgilio. Das erste Album in der neuen, geschrumpften Besetzung erschien bereits 2003: 'Feel Euphoria'. Diese Platte und deren Nachfolger 'Octane' und 'Spock's Beard' gaben eine neue, rockigere Richtung vor. Etwas weniger Prog und eingängigere Kompositionen mit vielen verschiedenen Einflüssen waren das Motto. Als Songschreiber betätigten sich neben dem verbliebenen Quartett von nun an auch John Boegehold und Stan Ausmus. Besonders angetan haben es mir dabei die Kompositionen vom Duo Boegehold-Meros, die durch eine tolle Melodieführung auszeichnen. Mit dem selbstbetitelten 'Spock's Beard' erschien 2006 das bislang letzte Studioalbum der Bärte, ein neues Werk ist allerdings in Planung und für Ende 2009 angekündigt.
Die 'Post-Neal-Ära' wird von vielen alten Fans kritisch bewertet, nicht jeder alte Fan kann mit den neuen Kreationen etwas anfangen. Allerdings schwimmt sich die Band nach und nach von Neal frei. Live sind Spock's Beard nach wie vor und unbestritten eine Klasse für sich, was man am Doppelalbum 'Gluttons For Punishment' nachprüfen kann. Seit Neal Morse's Weggang wird die Band bei Tourneen von Schlagzeuger Jimmy Keegan begleitet.
Zu Spocks Beard habe ich insofern eine besondere Beziehung als dass ich auch der offiziellen deutschen Spock's Beard Community 'The Bearded' angehöre.
 
band
Genre:
Progressive Rock
Zeitrahmen:
1995 - heute
Bandmitglieder:
Neal Morse (Leadvocals, Keyboards, Gitarre, bis 2003), Al Morse (Gitarre), Dave Meros (Bass), Nick D'Virgilio (Schlagzeug, ab 2003 Leadvocals), Ryo Okumoto (Keyboards, ab 1997), Jimmy Keagan (Tourschlagzeuger, ab 2003)
Albentipps:
The Light, The Kindness Of Strangers, Snow (mit Neal Morse), Octane, Spock's Beard (ohne Neal Morse)
Foto: ©2003 Markus Hanselmann.
Text: © Michael Hanselmann, letzte Änderung: 19.02.09.